Ich schlafe gerne, obwohl man da praktisch bewusstlos rumliegt. Meine Träume hingegen sind sehr lebendig. Als ich bemerkt habe, dass ich in meinem Gehirn Welten kreiere, die sich immer wieder wiederholen, zeichnete ich alle Orte auf eine Karte und war ziemlich überrascht, dass sie alle zusammenhängen. Ich hoffe sehr, dass ich nach meinem Tod nicht in dieser Traumkarte hängen bleibe. Auf eine solche Vorstellung kommt man nur nach den Black Mirror Serien. Vor kurzem habe ich mit einer Dame geredet, die mit ihrem Mann in Portugal lebt. Ich fragte sie: «Wie ist das Leben am Meer so?» Sie sagte: «Es ist schön, aber man gewöhnt sich daran.» Also nehme ich an, dass der Mensch Abwechslung braucht, um eine gewisse lebendige Faszination zu empfinden. Haben Menschen darum so häufige Partnerwechsel? Letzten Monat traf ich eine Künstlerin, die keine Freude mehr hat am Leben. Sie hat beschlossen, mit 27 Jahren den Abgang zu machen. Einen Suizidversuch hat sie bereits hinter sich, wurde aber im rechten Augenblick gefunden. Ich fragte sie, ob sie nicht noch die Welt bereisen, Kinder bekommen, einen wunderschönen Mann kennenlernen oder ein Haus am Meer kaufen wolle. Dann begriff ich, dass ich eigentlich von meinen Sehnsüchten rede. Sie sagte: «Nein, warum sollte ich? Ich mache einfach Kunst, alles andere ist mir egal.» Sie ist heute 24 Jahre alt und ich hoffe, dass sie in den nächsten Jahren noch ihre Meinung ändert. Wir haben jederzeit alle Möglichkeiten. Wir können uns jetzt das Leben nehmen oder einen Kuchen backen. Vergleichbar mit einer Software, einem Game. Ich könnte jetzt gerade einen grossen Streit entfachen oder die Fenster putzen. Feel free! Diese Tatsache sollte den Menschen lebendig machen. Aber warum sind wir dann zu solchen Gewohnheitstieren geworden? Ist es die Angst vor dem Unbekannten? Warum schauen die meisten Menschen bei Spaziergängen auf den Boden? Menschen, die viel Geld besitzen, haben eher die Möglichkeit, sich auf dem Spielplatz dieser Welt auszutoben. Sicher widerspreche ich mir gerade selbst. Ein kostenloser Spaziergang an der Aare kann genauso zufriedenstellend sein, wie Muscheln sammeln am Meer. Trotzdem sehnen wir uns immer gerade nach dem, was nicht vor unserer Nase ist. Warum? Ist dies der Antrieb, das Leben zu leben oder verpassen wir es dadurch? Das Hier und Jetzt wahrzunehmen, ist für viele nicht einfach. Als Kind waren wir vollkommen aufs Klettern konzentriert oder auf das Glace schlecken. Nie im Leben wäre es uns in den Sinn gekommen, einen Gedanken an den nächsten Tag zu verschwenden. Wann wurde uns diese Eigenschaft entzogen? Wahrscheinlich könnten wir unseren Alltag in diesem System so nicht bewältigen. Aber mehr Achtsamkeit wäre sicher nötig, um die Lebendigkeit in und um uns wahrzunehmen. Kochen ist dafür sehr geeignet. Die Gewürze bewusst wählen und daran riechen, immer wieder kosten und schliesslich abschmecken. Der Verzehr des Gerichts langsam geniessen und nicht wie ein Fussballspieler nach dem Match wahllos Kohlenhydrate reinhauen. Menschen oder Tiere zu beobachten finde ich auch sehr meditierend. Was ich auch empfehlen kann, aber das ist nicht jedermanns Sache, ist tauchen. Unter dem Wasser fühlt sich alles still und schwerelos an. Was tut ihr, um Euch lebendig zu fühlen?
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