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Beitrag: Blog2_Post

Gedanken einer Beobachterin

Aktualisiert: 13. Juli 2023


Manchmal frage ich mich, wie wohl meine ehemaligen Freunde heute denken.

Natürlich können es keine wahren Freundschaften gewesen sein, denn dann hätten sie die letzten drei Jahre überdauert.

Das haben sie nicht. Sie gingen bereits im Frühjahr 2020 in die Brüche. Eigentlich alle.

Ich trauere ihnen nicht nach. Ich habe neue Freundschaften geschlossen.


Die Tatsache, dass mir damals all diese Menschen von heute auf morgen fremd wurden, und ich ihnen, die beschäftigt mich jedoch noch heute. Manchmal jedenfalls.

Wir beschimpfen uns nicht. Es herrscht einfach Funkstille. Und das ist auch in Ordnung so.


Gelegentlich frage ich mich aber trotzdem, ob die nun wohl alle den absoluten Krieg befürworten. Ich gehe schwer davon aus, dass dem so ist. Wahrscheinlich möchten sie Waffen liefern, das Klima retten, gendern, und glauben immer noch, dass ein Erkältungsvirus sie dahinraffen könnte. Wahrscheinlich. Ich weiss es nicht.


Ich bin in einem politisch linken Umfeld aufgewachsen. Zwar hat mich Politik damals nie wirklich interessiert, leider, aber es war eine Selbstverständlichkeit, eine dazu passende Meinung zu vertreten.

Ich hatte eine einzige Freundin, die immer ein grosser Fan der SVP war. Manchmal stritten wir uns, und gewisse Ansichten erschreckten mich, trotzdem blieben wir uns verbunden.

Andere Meinungen konnte ich immer gut stehen lassen. So wurden wir gross, das haben uns unsere Eltern, unter vielem Anderen mitgegeben. Andere anders sein zu lassen. Und sich selber zu sein.


Dass ich, was das Weltgeschehen angeht, eigentlich gar keine wirkliche eigene Meinung hatte, realisierte ich erst vor drei Jahren.

Ich war halt einfach links und der Ansicht, dies sei gut und richtig.


Meine Ausbildung zur Fotografin absolvierte ich an der heutigen ZhdK.

5 Jahre lang beschäftigten wir uns mit Bildern.

Mit ihrer Macht. Mit ihrer Aussagekraft.

Immer und immer wieder wurde uns eingebläut, dass Bilder nicht einfach Bilder sind. Sie werden bearbeitet. Ausschnitte werden gewählt. Teile werden weggelassen. Sie werden thematisch eingesetzt. Ein Bild ist ein Moment. Eine kurze Sekunde. Eine Perspektive eines Menschen. Ein anderer macht im selben Moment eine ganz andere Aufnahme desselben Geschehens.

Ein Bild beeinflusst, und wer weiss das am besten? Die Medienschaffenden.


Nun, einige ehemalige Dozenten, wie auch praktisch alle, mit welchen ich damals studierte, entpuppten sich, wen erstaunt es, als glühende Verehrer von Masken und anderen Massnahmen.

Also mich erstaunte es damals schon. Ich konnte es sogar kaum fassen.

Trotz ihres Wissens um all die Möglichkeiten, Bilder gezielt und auch manipulativ zu nutzen, haben sie das Narrativ der angeblich gefährlichen Pandemie nicht in Frage gestellt.

Die Bilder aus Bergamo setzten sich auch in ihren Köpfen fest. Da war kein Hinterfragen, keine Zweifel, da war nichts.


Damals war ich einfach nur entsetzt. Tagelang. Wochenlang. Ja, über mehrere Monate hinweg.

Manchmal bin ich es auch heute noch.


Ich verstehe die Welt da draussen nicht mehr. Eigentlich dachte ich immer, solche Sätze würde ich frühestens mit 70 von mir geben. Nun sage ich sie halt bereits mit Ende 40.

Es ist alles verdreht und verkehrt.

So clean und so korrekt.


Da fällt mir eine Begebenheit ein, die so heute wohl auch nicht mehr stattfinden würde.

Ich habe viele Jahre in Zürich gelebt. Und da auch wirklich viele absurde Dinge erlebt.


Dieses eine Erlebnis war dermassen seltsam, dass ich mich bis heute frage, ob es wohl Satire gewesen ist:

Ich war irgendwo in der Stadt unterwegs und stieg in ein Tram. Es war praktisch leer.

Ich setzte mich auf einen Zweiersitz, ein, zwei Reihen vor einen unglaublich wuchtigen Mann. Er benötigte etwa anderthalb Sitze.


Eine Station später hörte ich hinter mir eine Stimme fragen, ob da noch frei sei.

Ich wunderte mich über die Idee, sich in der fast leeren Strassenbahn ausgerechnet neben diesen Herrn zu setzen.

Da hörte ich den Angesprochenen sagen: Was fällt Ihnen ein, sich hier einfach hinzusetzen? Sie sind viel zu dick.

Darauf der andere: Ich? Und was sind Sie?

Sie sind der, der dick ist.

Ich drehte mich möglichst unauffällig ein kleines Bisschen um und sah aus dem Augenwinkel, dass sich da tatsächlich ein zweiter, ziemlich korpulenter Mann auf die Zweierbank gequetscht hatte.

Die beiden beschimpften sich nun in einem Fort.

Mann Nr. 1 forderte Mann Nr. 2 auf, den Platz zu wechseln, worauf dieser meinte: setzen Sie sich doch woanders hin, wenn Sie sich gestört fühlen. Ausserdem sollten Sie dringend abnehmen.

Worauf der andere sich empörte: wenn einer abnehmen sollte, dann sind das wohl Sie.


Irgendwann stieg einer der beiden aus. Später der Zweite.

Ich blieb vollkommen perplex zurück, schwankte zwischen einem hysterischen Lachanfall und der Frage, ob das wohl ein Theater war.

Nur, für wen? Ich war ja praktisch die einzige weitere Mitreisende.


Ich lebte gerne in Zürich. Ich mochte diese Merkwürdigkeiten. Und ich mag sie immer noch.










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