Vom aufgeweckten Baby zum lustlosem Smombie
Gravierende Auswirkungen auf die Entwicklung durch Digitalisierung
Im Zeitalter der Digitalisierung kommen völlig neue Fragestellungen zu Erziehungsmethoden auf.
Um sich im Dschungel der Ratgeber zurechtzufinden, hier ein paar neuere wissenschaftliche Fakten zum Umgang mit modernen Medien und zum Lernen, zum Umgang mit lustlosen Jugendlichen, was einige Informationen zur Entwicklung voraussetzt.
Um es gleich vorweg zu nehmen:
Selbstverständlich gibt es nicht «die Erziehungsmethode», denn jedes Leben ist einzigartig, sowohl das der Eltern, als auch das ihrer Nachkommen. Jedoch ein paar grundlegende Fakten zur Entwicklung des Gehirns und allem anderen lassen sich nicht leugnen und sind mittlerweile recht gut erforscht.
Die Entstehung individuellen menschlichen Lebens, stark vereinfacht
Es beginnt schon im Mutterbauch. Der Embryo hört Geräusche wahr, empfängt chemische Signale über die Nabelschnur, nimmt Erschütterungen und Bewegungen der Mutter wahr.
Ein Gefühl, als wäre der Körper fremdgesteuert, haben schwangere Frauen völlig zu Recht. Schon wenige Tage nach der Empfängnis übernimmt nämlich der Embryo das Kommando im Mutterleib. Das berichtet ein Wiener Forschungsteam im Fachjournal "Cell Stem Cell".
Die Plazenta und die Gebärmutter nähren und schützen den Embryo. Doch der werdende Organismus ist keineswegs passiv: Schon im frühen Entwicklungsstadium, wenn er noch in der Gebärmutter schwimmt, steuert der Embryo die Vorgänge.
Der knapp eine Woche alte Embryo ist eine komplexe, aus rund 200 Zellen bestehende, ballförmige Struktur, die Blastozyste genannt wird. Sie weist über bestimmte Botenstoffe die künftige Plazenta an, sich zu bilden, und gibt der Gebärmutter Befehle, die Einnistung zu ermöglichen, schreibt die Gruppe von Nicolas Rivron vom Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien. 1
Sein gesamter Organismus passt sich bereits jetzt an die zukünftige Umwelt an, das ist schon länger bekannt. Lange weiss man auch bereits um die Folgen von zu viel Stress der Mutter in dieser Zeit:
Ist zum Beispiel nämlich der Adrenalin- und Cortisolspiegel in dieser wichtigen Entwicklungsphase im Mutterbauch dauerhaft erhöht, hat das unwiderbringliche Auswirkungen auf den Hormonspiegel des zukünftigen Lebens. Da sein Hormonspiegel mit diesen Stress-, Kampf- und Fluchthormonen bereits zu Beginn geflutet wird, werden seine Werte auch später zu hoch sein, was psychische, aber auch körperlich gravierende Auswirkungen haben kann: Hoher Blutdruck, geringere Lebenserwartung, psychische Störungen, ADHS, Depressionen, Angstzustände, geringere allgemeine Belastbarkeit (in Stresssituationen dafür höhere) und viele weitere Krankheitsbilder werden mittlerweile damit in Zusammenhang gebracht, auch wenn Beweise natürlich schwierig zu erbringen sind in dieser Hinsicht.
Zitat: „Offensichtlich bewirken ungünstige Umweltbedingungen in kritischen Phasen der fetalen Organentwicklung eine dauerhafte Anpassung der Organfunktionen oder -struktur an zu erwartende schlechte Umweltbedingungen. Dabei wird das Auslesen von Genen lebenslang verändert“, erklärt Professor Dr. Matthias Schwab vom Universitätsklinikum Jena. Der Neurologe koordiniert den EU-Forschungsverbund BrainAge, der den als „Fetale Programmierung“ bezeichneten Prozess untersucht.
Die wichtigsten Umwelteinflüsse auf den Embryo sind nach derzeitiger Kenntnis
Stress und eine ungünstige Nährstoffversorgung.
Solche Situationen können zum Beispiel bei psychischen Belastungen der Schwangeren oder auch bereits bei einer moderaten Mangelernährung auftreten, zum Beispiel bei einer zu geringen Nahrungsaufnahme der Frau oder eine Plazentainsuffizienz, wie sie insbesondere bei älteren Schwangeren nicht ungewöhnlich ist.
Der Stress im Mutterleib beeinflusst augenscheinlich die Hirnentwicklung und erhöht die Stressempfindlichkeit im späteren Leben. «Biologisch gesehen ist eine erhöhte Stressempfindlichkeit zunächst positiv», erklärt Matthias Schwab. «Optimierte stressspezifische Reaktionen wie Flucht und Aufmerksamkeitsfokussierung sind wichtige Anpassungsmechanismen, die während der Evolution das Überleben sicherten.» Eine stressbedingte Aufmerksamkeitsfokussierung hat jeder schon selbst erfahren: So konzentriert man sich in Prüfungssituationen völlig auf das Thema und denkt nicht über andere Dinge nach.2
Laut Prof. Dr. Med. Dr. Phil. Manfred Spitzer, unter anderem Neurowissenschaftler und ärztlicher Direktor der Psychiathrischen Unveriversitätsklinik Ulm, passt sich das Gehrin bereits jetzt exklusiv an diesen Körper und diese Umgebung an. Bei jedem Individuum entstehen also andere Neuronenverbindungen. Fehlen zum Beispiel die Hände, werden schon im Mutterleib grössere Regionen für die übrigen Glieder geschaffen. 3
Geburt
Häufig werden Kinder heutzutage durch einen «bequemen» Kaiserschnitt geboren.
Doch erst seit kurzem weiss man, dass durch den fehlenden Kontakt mit den Darmbakterien der Mutter die Erstbesiedelung des Darmes des Neugeborenen gestört ist, wie auch nach Antibiotikagaben. Was eine Störung dieses Mikrobioms für Auswirkungen hat, ist noch nicht in seiner Gänze erforscht, jedoch die Wissenschaftler sind sich in ihren Prognosen einig, dass sie erheblich sind. 4
Die Biomforschung, welche sich mit Bakterien und Mikroorganismen beschäftigt, ist noch relativ neu, jedoch stellen deren Erkenntnisse teilweise bisherige Praktiken auf den Kopf.
Kleine Mitbewohner – große Auswirkungen!
Der menschliche Magen-Darm-Trakt besteht sowohl aus dem Magen als auch aus dem Dünn-, Dick- und Enddarm mit über 8 Metern Gesamtlänge. Er ist zudem dicht besiedelt mit über 39 Billionen Mikroorganismen, vereinfacht Darm-Mikrobiom oder Darmflora genannt. Ein gesundes Darm-Mikrobiom, also die Gesamtheit aller Mikroorganismen in unserem Verdauungstrakt, bildet die Grundlage für unser allgemeines Wohlbefinden. Dieses Darm-Mikrobiom besteht aus Bakterien, Viren und Pilzen, wobei die Bakterien den Großteil (rund 95%) ausmachen. Es entsteht während der Geburt, wenn wir das erste Mal das Fruchtwasser und die dort angesiedelten Bakterien unserer Mutter in den Mund bekommen. Im Laufe unseres Lebens verändert sich die Zusammensetzung dieser Bakterien jedoch ständig in Art und Umfang, denn das Darm-Mikrobiom «lebt». Dies liegt an unserer Ernährung und unserer Umwelt, mit der sich der Körper symbiotisch arrangiert (= zusammenlebt). Folglich ist jedes Darm-Mikrobiom ein eigenes Universum und bei jedem Menschen anders. 5
Davon hängt die mentale und psychische Gesundheit ab. Es ist sogar bekannt, dass Darmbakterien das Verhalten steuern. Wissenschaftler der Ohio State University fanden kürzlich heraus, dass auch die Darmbakterien mitmischen, wenn Kinder (und wahrscheinlich auch Erwachsene) draufgängerisch oder schüchtern, egozentrisch oder introvertiert sind.6
Känguruhen
Lange war man in Fachkreisen der Meinung, dass man zu früh Geborene möglichst steril nur in einem Brutkasten aufziehen dürfe. Doch auch das war eine medizinische Irrlehre, wie man heutzutage weiss.
Bei Frühchen von Ratten zog man die einen, bis sie genügend stabil waren, im Brutkasten auf, während man die anderen täglich ein paarmal herausnahm und mit einem Pinsel streichelte. Die gestreichelten Tiere überlebten viel eher, wurden grösser, schwerer, stärker und gesünder als die anderen.
Erst viele Jahre später praktizierte man auch bei menschlichen Frühgeborenen das sogenannte «Känguruhen». Das bedeutet, man legt die Babys der Mutter oder dem Vater auf die nackte Brust. Neben Glücksgefühlen bringt die Känguru-Methode noch zahlreiche weitere Vorteile mit sich. Diese Nähe zu Mama und Papa, das Hören des Herzschlags, das Fühlen der Atmung – all dies hat einen positiven Einfluss auf die Entwicklung des Frühchens. So verbessern diese sensorischen Reize seine Konzentrationsfähigkeit und fördern seine motorischen und kognitiven Fähigkeiten. Auch hier ist wieder eine deutliche Reduktion von sogenannten Stresshormonen zu beobachten. Das gilt übrigens für das gesamte Leben, und ist etwas, das Leute mit gesundem Menschenverstand schon längst wissen: Körperberührungen, Streicheln, sanfte Massagen tun einfach gut, und zwar Körper und Geist.
Nicht nur deshalb gibt es immer mehr Kritik an der Berührungsfeindlichkeit der Gesellschaft. Aus eigener Erfahrung weiss ich, wie gut zum Beispiel schwierige Jugendliche früher auf eine väterliche Hand auf die Schulter reagierten. Heute sehen sie es teilweise schon als Übergriff an. 7
Körperberührungen und Interaktion sind von Anfang überlebenswichtig. Mit vielen grausamen Versuchen in der Historie wurde bewiesen, dass wenn während dieser Zeit das Kind vernachlässigt wird, es zu schwerwiegenden Beeinträchtigungen, was in extremen Beispielen sogar bis zumTode führt. 8 Es genügt nicht, nur für Essen, Grundpflege und Unterkunft zu sorgen.
Die ersten zwei Jahre: Begreifen
In den ersten zwei Jahren wächst das Gehirn Ihres Babys extrem schnell und die Gehirnmasse verdreifacht sich. Zwischen dem ersten und sechsten Monat ist die Phase mit der stärkster Gehirnentwicklung seines Lebens. Es lernt täglich Neues.
Da das Baby zu Beginn noch kaum etwas sieht, oder auf jeden Fall sehr verschwommen, sind die anderen Sinne umso wichtiger. Die Haptik, also der Tastsinn nimmt hier einen hohen Stellenwert ein. Daher kommt auch das Wort begreifen, - und das ist essentiell wichtig zu verstehen.
Während das Kleinkind beispielsweise ein Modellauto berührt, es vielleicht auch in den Mund nimmt, mit ihm spielt, entsteht ein Abbild dessen in seinem Gehirn.
Wichtige Erkenntnisse und Verknüpfungen können dadurch entstehen.
Die dreidimensionale Form, ebenso wie die Materialbeschaffenheit, Temperatur, die Wirkung auf dei Umgebung, einfache Naturgesetze können durch das wiederholende Spiel damit begriffen werden.
Das Kind merkt vielleicht, dass das Spielzeugauto rollt, wenn man es anschieb. Es bewegt sich. Wirft es das Auto über den Tisch, fällt es zu Boden und macht ein Geräusch. Es wiederholt diesen Vorgang immer und immer wieder, bis es ihn verstanden hat. Sofern jemand aus der Umgebung dieses interessante Spielzeug auch als Auto benennt, lernt das Kleine auch mit der Zeit den Namen davon und ihn später auch nachzusprechen. Es findet auch heraus, dass wenn es „ah, ah“ macht, sich irgend ein anderer bückt und ihm gibt.
Vielleicht beginnt die Mama zu schimpfen, wenn man es immer wieder auf den Boden schmeisst und sie sich immer wieder Bücken muss, also wird es das mit der Zeit unterlassen. Auch das gehört zum Lernen dazu, die soziale Interaktion mit der Umgebung, mit anderen Lebewesen.
Blaulicht!
Und jetzt gibt es Eltern, welche ihr Kind schon während dieser Zeit vor den Fernseher setzen. Obwohl es noch nicht so gut sieht, starrt es mit weit aufgerissenen Augen auf die flackernden Bilder. Interessanterweise gibt es eine Studie, die besagt, dass nur schon die Strahlung eines Bildschirms Stresshormone erzeugt.
Auf flackerndes Blaulicht, welches viele Arten von Monitoren aussenden, reagiert der Mensch, wahrscheinlich evolutionär bedingt, wie früher auf einen Waldbrand. Es setzt zuerst einmal seine inneren Alarmsysteme in Kraft, denn in der freien Natur bedeutete ein Brand ja vor Jahrtausenden noch grösste Gefahr - Energiereserven mussten vom Körper freigemacht werden, und genau das machen zum Beispiel Adrenalin, Noradrenalin und vor allem Cortisol.
Sie steigern den Blutdruck, die Herzfrequenz, verengen das Sichtfeld, reduzieren die rationalen Denkprozesse und andere Funktionen der inneren Organe, um genügend Power für die Flucht (in anderen Situatiuonen Angriff) zu haben. Nur schon das Flackern des Bildschirms löst Stress in den Augen aus.
Normalerweise würde sich ein Lebewesen jetzt vor lauter Aufregung bewegen und diese Substanzen abbauen, jedoch das wird mit dem Ruhigsitzen, fast in Schockstarre vor der Röhre abtrainiert. Das Cortisol verbleibt im Körper und führt nachgewiesenermassen zu Adipositas, das bedeutet Übergewicht. 9
Dazu kommt, dass beim Anblick von Essen unser Verdauungstrakt unwillkürlich in Bewegung gerät: Im Mund beispielsweise, wird zur Vorbereitung auf die baldige Nahrung mehr Speichel produziert, uns läuft buchstäblich das Wasser im Mund zusammen, unser Magen beginnt durch die bereitgestellten Verdauungssäfte zu knurren und will ebenfalls etwas zu essen, was unweigerlich zu vermehrter Nahrungsaufnahme führt. Die Nachteile von Fettsucht sind uns sicher allen bewusst.
Heutzutage gibt es bereits kleine Kinder, die an Diabetes Mellitus und an Alzheimer leiden.
Raubtiere
Da die gesamte Natur möglichst energieeffizient aufgebaut ist, fressen Raubtiere unter Stress zuerst immer das, was kurzfristig am meisten Energie bringt.
Ein Wolf jagt ein Reh, und nachdem er es gerissen hat, macht er sich zuerst über das Fett her, argwöhnisch beobachtend, ob ihm nicht ein anderer Aasfresser das Futter streitig macht. Erst später, in aller Ruhe, wird das Muskelfleisch oder die vitaminreichen inneren Organe verzehrt.
Genau so verhält sich ein Mensch unter Stress. Ungesunde Fette in Lebensmitteln, zum Beispiel Chips, und heutzutage noch viel schädlichere Zucker werden vorzugsweise vor dem Bildschirm konsumiert, denn, obwohl man es nicht wirklich wahrnimmt, befindet sich der Körper in einer Stresssituation. Die profitsüchtige Nahrungsmittelindustrie nutzt dieses Verhalten gnadenlos aus und bringt die passende Werbung entweder zwischen den Filmen oder gleich in den Filmen unter.
(Übrigens: Der Redaktion ist auch aufgefallen, dass in praktisch jedem amerikanischen Spielfilm irgendwo ein Whiskey getrunken wird. Natürlich sind das bei weitem nicht die einzigen Programmierungen, welche durch Fernsehprogramme die Gehirne waschen und konditionieren wie Pawlows seinen Hund mit der Glocke.)
Umso dicker der Konsument ist, desto weniger will er sich bewegen, desto mehr Hunger hat er, desto mehr verkalken seine Arterien und sein Gehirn, desto depressiver wird er.
Im Falle eines Kindes ist das natürlich noch viel gravierender und nicht mehr rückgängig zu machen: Seine natürliche Neugier am Entdecken wird massiv gestört.
Entdeckungen
Um auf das Beispiel des Spielzeugautos zurückzukommen: Um das reale Spielzeugauto zu erforschen, um seine Neugier zu stillen, benötigt es den Willen, das Auto zu greifen und anzustossen. Je nachdem, was passiert, wird die Neugier weiter angekurbelt. Es fällt zu Boden, es macht ein Geräusch. Was passiert, wenn es auf den Teppich geworfen wird? Es beginnt also eine Kaskade der Entdeckerfreude, und jedesmal, wenn etwas selbständig entdeckt, sprich herausgefunden wurde, das sich auch überprüfen lässt, befeuern die Neuronen im Gehirn die Ausschüttung von Glückshormonen, was dazu führt, dass es automatisch weitere Forschungen betreiben will. Unterstützt wird dieses Verhalten noch durch positive Bestätigungen seiner Umgebung, sei es auch nur durch ein leises Lächeln des grossen Bruders.
Smartphone
Jetzt betrachten wir einmal den Fall, dass dem Kleinkind kein echtes Speilzeugauto, sondern nur ein Smartphone mit einem solchen auf dem Bildschirm in die Hand gedrückt wird.
Manche Mütter sind sehr stolz darauf, dass ihr Spross bereits in jüngstem Alter ein Handy bedienen und selbstständig zwischen den Bildern oder Videos hin- und herwischen kann. Dabei, mit Verlaub: Das kann jeder Vollidiot.
Das Kind lernt jetzt aber nur, wie das Auto in zwei Dimensionen aussieht. Wie es sich anfühlt, wie es schmeckt, wie es Dreidimesnional aussieht, welche Eigenschaften es hat, welche Auswirkungen es im Zusammenspiel mit dem Fussboden hat, welche Geräusche es wann macht, was die Mama macht, wenn man es immer wieder irgendwo hinwirft, - schlicht alles Relevante, alles wirklich Spannende, Fördernde bleibt ihm verborgen. Es werden auch keine neuen Entdeckungsziele angeregt. Die Welt im Kopf besteht, überspitzt gesagt, aus Bildern auf einem Bildschirm, die man durch einen Wisch erzeugen kann. Viel mehr als wischen oder drücken kann man da nicht. Also, kann man schon, nach einer natürlichen Entwicklung, nachdem man die Wirklichkeit begriffen hat, jedoch wenn man sie nur so kennenlernt, stellen sich gar keine Folgefragen und Aufgaben.
Eine Wischbewegung ist im Vergleich zum realen Spiel eine minimale Denkleistung.
Und dieses Wischen ist das einzige, was das Kleinkind machen muss, um zum gewünschten Bild oder Video zu gelangen.
Das bringt natürlich anfänglich auch Freude.
Jedoch vermittelt das einerseits: «Ich brauche nichts zu tun, ausser zu wischen, dann habe ich, was ich will.»
Und da wie bei einem Suchtkranken das ausgeschüttete Dopamin irgendwann nicht mehr reicht, es braucht ja immer mehr, immer extremere Bilder auf dem Bildschirm, um diesen anfänglichen Zustand der Glücksgefühle zu erreichen, wird das auch recht schnell langweilig. Man kennt das sicher selbst, dass man mit der Zeit abgestumpft wird. Beim ersten Filmtoten weint man vielleicht noch. Beim ersten Erotikbild wird man vielleicht noch erregt, doch schon nach kruzer Zeit ist eine Gewöhnung da und die Lust nach Glückszuständen kann so nicht mehr befriedigt werden.
Das Kind, das also an einem Bildschirm aufwächst, wird also zwangsläufig lustlos.
Obwohl jedes einzelne Kind von Natur aus nichts lieber als Erfahrungen sammeln will, wird es kein Bedürfnis mehr verspüren, in der Realität etwas Neues zu lernen.
Denn anfänglich lassen sich ja alle tollen Bilder mit einem Wisch erzeugen.
Eine Resilienz, eine Widerstandsfähigkeit gegenüber Rückschlägen, vielleicht auch ein Aushalten von gewissen Schmerzen oder Situationen, in welchen man sich unwohl fühlt, ist unmöglich am Smartphone zu erwerben.
Die harte Realität ist da der bessere Pädagoge. Das Kind macht natürlich das nach, was die anderen machen. Wenn sie lachen, lacht es. Wenn sie essen, will es auch essen. Wenn sie auf zwei Beinen gehen, will es das auch.
Es wird tausende Male hinfallen, doch es hat den Willen, auch gehen zu können. Ohne zu murren, versucht es das immer und immer wieder, fällt hin, steht wieder auf, bis es auch gehen kann. Jetzt, wo es endlich gehen kann, wird seine spannende Welt automatisch viel grösser, es wird zum Leidwesen der Erwachsenen beginnen, an Tischtüchern zu ziehen, über Hindernisse zu klettern, Türen auf- und zuzumachen. Und mit seinem Radius erweitert sich auch automatisch seine Neugier und sein Gehirn. Und sein Körper entwickelt sich automatisch mit.
Während es in seiner Entdeckerfreude immer mehr wagt, auch wenn es manchmal die Zähne zusammenbeissen muss, erhält es ein gesundes, stabiles Hormonsystem, und sein Gehirn ist nebenbei so aufnahmebereit wie nie.
Wollen
Ein solches Kind will etwas. Es sieht den älteren Bruder und seine Kameraden schwimmen. Mit leuchtenden Augen beobachtet es das und will auch schwimmen.
Das Wollen ist überhaupt jeglicher Grund zu einer Bewegung. Auch wenn es anfänglich ein bisschen Wasser schluckt, will es das bei normaler Entwicklung auch köpnnen, was die anderen machen. Und das Glücksgefühl ist bei jeder dieser Lernerfahrungen neu, jedesmal werden Glückshormone ausgeschüttet.
Oder es will an die verlockenden Süssigkeiten, welche die Mutter in der obersten Schublade versteckt hat. Dieses Wollen bewirkt, dass es lernt, Hilfsmittel wie einen Stuhl zu benutzen. Daraus erfolgt eine positive Rückkopplung, denn wenn etwas gelingt, und man vielleicht bewundert, gelobt, wertgeschätzt oder gar gestreichelt wird, will man diesen Zustand wieder erreichen, mit dem nächsten Erforschen.
Das Kind am Handy sieht diese zwangsläufigen weiteren Möglichkeiten nicht, denn es kann ja nur wischen. Es hätte zwar die grösste Bibliothek der Welt in der Hand, könnte nachschauen, wie dieses Spielzeugauto funktioniert, warum es diese Geräusche macht, wenn man es aufzieht, jedoch es hat gar kein Bedürfnis dazu, denn es hat ja nicht erfahren, nur von Bildern, was Aufziehen ist.
Wie soll man etwas wollen, wenn man gar nicht weiss, dass es das gibt?
Und ohne Wollen gibt es keine Bewegung, und ohne Bewegung gibt es kein Lernen.
Im Gegensatz zu einem Computer wächst das Gehirn mit seinen Aufgaben. Je mehr es speichert, desto mehr passt rein.
Braucht es aber nur eine Wishbewegung, kann es getrost abbauen. Wie ein Muskel, der verkümmert.
Soziale Aspekte
Von Natur aus will ein Mensch Wertschätzung und Anerkennung. «Schau, Mama, ich kann schon vom Dreimeterbrett springen!» Und wenn jetzt die Mutter das lobend anerkennt, oder es tröstet, wenn es auf den Bauch fällt, wird es seine Angst vor der Umwelt vergessen und innert Kürze vom Fünfmeterbrett springen.
Das Kind am Natel verkümmert nicht nur geistig, sondern auch sozial. Es erfährt ja keine Wertschätzung. Es erfährt keine Streicheleinheiten, kein Lächeln der Eltern, wenn es gewischt hat. Oder kennt wer eine Mutter, die nach einem Jahr ihrem Sohn sagt, er habe jetzt aber toll gewischt?
Vielleicht kriegt das Kind am Smartphone, nachdem es mühselig in der Schule durch Zwang und Druck lesen lernen musste, ein paar Likes, jedoch auch ist nichts als eine Sucht, welche sich nie Befriedigen lässt und nach immer mehr verlangt.
Nach eigenen Erfahrungswerten wollen Kinder Kulturtechniken erlernen. Sie wollen wissen, was da auf dem Schild steht. Durch diese Neugier sind sie auch offen und bereit, etwas beigebracht zu bekommen. Am liebsten natürlich durch eigene Erfahrung, aber auch die Schule bietet viel Interessantes, es werden Fragen beantwortet, die wieder neue Fragen aufwerfen, es tun sich neue Möglichkeiten auf.
Am lehrreichsten sind wahrscheinlich die Pausen, der Schulweg, die Kameraden, die Erlebnisse, wie die Schnecke auf dem Gehweg.
Nicht alles gefällt ihnen gleich gut, natürlich. Die einen zeichnen lieber, weil sie dafür gelobt worden sind, die andern singen gerne, weil sie Bewunderung erfahren haben oder weil es in ihnen rein durch die Vibrationen ein angenehmes gefühl auslöst; andere spielen lieber Fussball, weil der Papa Fussballfan ist. Um es noch besser zu können, üben sie das immer weiter, und je mehr Ziele sie erreichen, desto mehr Anerkennung anderer bekommen sie.
Diese Kinder wollen. Sie entwickeln einen immer stärkeren Willen. Sie lernen, sich Ziele zu setzen, und diese mit ihrem Willen zu erreichen. Freiwillig. Weil es Spass macht, weil das körpereigene Belohungssystem damit sozusagen Gewinne ausschüttet. Sie sind aufgeweckt, begeistert, offen, neugierig, werden automatisch intelligent.
Eselsbrücken
Die Kinder jedoch, welche nur das Belohnungssystem durch wischen oder zappen anzukurbeln gelernt haben, sind mit praktisch durch nichts mehr zu begeistern. Ein solches Kind weiss nicht, was es will, nicht einmal, was es wollen könnte, denn es hat ja alles, was es sich vorstellen kann, nur mit einem Wisch.
Zu dem fehlem ihm wortwörtlich alle Verknüpfungen, die es brauchen würde, Neues entdecken zu wollen.
Etwas gänzlich Neues zu lernen, ist schlicht nicht möglich, wenn es nicht auf etwas bereits Erlerntem aufbaut und daran anknüpft. Viele kennen das aus dem Auswendiglernen: Mithilfe einer Eselsbrücke, mag sie auch noch so absurd sein, lässt sich viel schneller vorankommen. Es kommt schlicht auf die Verknüpfung zwischen Bekanntem Wissen und dem neu zu Lernenden an.
Einfaches Beispiel: Man kann sich einen Namen einer Kollegin einfach nicht merken. Stelzgruber, zum Beispiel. Vielleicht hat sie lange Beine, also vielleicht etwas despektierlich ausgedrückt «Stelzen», und grub gerne in ihrem Garten herum.
Fertig ist die Eselsbrücke und bleibt die im Gedächtnis, kann man sich auch den Namen wieder herleiten. Man hat etwas Neues mit etwas Altem verknüpft. Genau das geschieht auch in den Verknüpfungen im Gehirn. Je absurder die Herleitung übrigens ist, desto besser kann man sich die Eselsbrücke merken.
Jedoch: Dazu muss schon etwas im Gehirn vorhanden sein. Man muss wissen, was Stelzen sind, man muss sich vorstellen können, was graben ist. Nur dann kann man anknüpfen.
Übrigens: Wir verstehen nur etwas, das Wir auch einordnen, das heisst an etwas bereits Gesehenes, anknüpfen können. Aber dazu muss man etwas «begriffen» haben. Erst dann kann man sozusagen extrapolieren, weiterdenken. Und man muss sich den Namen überhaupt merken wollen. Es muss auch die Bereitschaft da sein, zu lernen, was eine Eselsbrücke ist, und anwenden muss man sie dann auch noch wollen.
Wenn jemand nicht denken will, ist es unmöglich, ihn dazu zu zwingen.
Man kann ihn durch Bestrafungen im Extremfall zwingen, zu wollen, - diese Methoden wurden früher zu Hauf praktiziert. Manche chinesischen Schulen oder Manager schwören heute noch darauf. Leistung durch Druck, Angst, Drohungen, Bestrafungen.
Jedoch wird der Gezwungene nach kurzer Zeit dann das Lernen oder das Denken an sich sein Leben lang mit etwas Negativem verknüpfen, und nie mehr freiwillig lernen oder gar Spass daran empfinden. Auch der Arbeiter wird nie mehr ohne Druck Sonderleistungen erbringen wollen, nicht mehr freiwillig weiterdenken, sondern nur Dienst nach Vorschrift verrichten.
Doch wie bringt man denn zum Beispiel Jugendliche, die eben durch übermässigen Handykonsum überhaupt keine Wünsche und Ziele mehr haben, überhaupt etwas zu wollen?
Smombies
In der Jugendsprache nennen die Kinder ihre Altersgenossen, die überall nur noch in die Handys starren, übrigens treffenderweise «Smombies», - das bedeutet Smartphonezombies. welche überall nur noch auf ihr Gerät starren und bei jeder Gelegenheit Kopfhörer tragen. Meistens sind sie deshalb auch noch kursichtig und weisen Haltungsschäden auf. Es sind auch häufig jene Kinder, die in der ersten Klasse nicht einmal einen Purzelbaum können. Ein immer grösserer Anteil kann nicht einmal mehr auf einem Bein hüpfen. Auch später wissen sie meistens sehr wenig, weisen einen bedeutend geringeren Wortschatz als ihre Artgenossen auf, erscheinen völlig gefühlskalt und sind die perfekten, willenlosen, stumpfen Konsumsklaven geworden, denen schlicht alles egal ist.
Die einzigen Wünsche wurden von der Werbung eingepflanzt, sei es die neuste Xbox, das neuste Iphone, die neusten Schuhe und Ähnliches.
Die Erwachsenen bemühen sich und reissen sich die Beine aus, etwas zu finden, was ihnen Spass macht.
Meistens müssen die verzogenen Kids ihren sich (zu Recht!) schuldig fühlenden Eltern nur befehlen, was sie wollen, und die rennen sofort los und erfüllen ihnen jeglichen Konsumwunsch, in der Hoffnung, dass ihr Kind endlich Freude hat.
Manche hoffen sogar auf Respekt, Anerkennung oder Liebe, dadurch, dass sie etwas kaufen, was natürlich ein sehr stupider Gedanke ist. Liebe ist nicht käuflich.
Und Liebe kann man auch nicht erwarten, wenn man dem Kind von klein auf statt Berührungen und Aufmerksamkeit einen Bildschirm in die Hand gedrückt hat.
Aber diese «Erwachsenen» besorgen ihren Prinzesschen alles, ohne, dass eine Gegenleistung verlangt wird. Ohne, dass es warten muss, eine Vorfreude entwickeln kann.
Tun sie es nicht, wird so lange gequelngelt, bis ein entnervter Elternteil, obwohl er sich das kaum leisten kann, einknickt.
Doch auch das erzeugt im Kind nach kurzer Zeit nur noch minime Glücksgefühle und nur für einen kurzen Moment. Der Dopaminspiegel steigt kurz an, wie bei einem Drogenkick, doch immer weniger hoch und immer weniger nachhaltig. Die Leere im Kopf und im Herzen lässt sich nicht durch Geschenke füllen.
Erwartungshaltung
Verblüffenderweise zeigen Studien übrigens hieb- und stichfest, dass eine äusserliche und innere Haltung zu einem Lernthema entscheidend ist.
Zum einen gibt es die berühmten Rosenthal-Experimente.
Verkürzt, aber hoffentlich sinngemäss beschrieben: Einem Lehrer wird vor dem Kennenlernen seiner neuen Klasse mitgeteilt, dass diese Hälfte besonders klug , während die andere Hälfte sehr schwach sei. Das war gelogen, denn die Schüler wurden zufällig in die eine oder andere Gruppe eingeteilt. Und siehe da: Nach einem Jahr haben sich die als klug angepriesenen Schüler in allen Fächern im Schnitt verbessert, die angeblich Dummen verschlechtert.
Früher dachte man auch, dass Mädchen schlechter rechnen könnte, und bis man diese Grundhaltung aufgab, weil Studien keinen Unterschied ausmachen konnten, war dem auch so. Heute nicht mehr.
Also spielt die Erwartungshaltung der Beurteilenden eine bedeutende Rolle.
Glauben
Noch eine grössere Rolle spielt die eigene Erwartungshaltung: Wenn man denkt, und sich immer wieder einredet, man könne etwas nicht, man sei unfähig, wird sich diese Prophezeiung auch mit grosser Sicherheit erfüllen. Man macht das dann auch weniger gerne, hat keine Erwartung auf Anerkennung, auf Belohnung, die Synapsen machen sozusagen dicht.
In der Medizin vergleichbar ist der Nocebo Effekt. (Der Glaube an den Schaden.)
Das Gegenteil kennen wohl die meisten: Den Placebo Effekt. Man denkt, etwas wirkt super, also wirkt es auch viel besser. Genau so ist es beim Lernen: Man denkt, man sei begabt in einem Fach, also wird man auch automatisch besser, und nicht nur darum, weil man unwillkürlich mehr Zeit dafür investiert, weil man etwas eben gerne macht, wenn man Erfolg verspürt.
Nur schon durch die innere Einstellung, die Bereitschaft, ein Ziel zu erreichen, ist es einfacher, neue Verknüpfungen zu erstellen, etwas zu lernen. Da werden einen auch ein paar Rückschläge nicht zur Aufgabe seines Glaubens bringen. Am besten ist es, wenn man ein Ziel fix visualieren kann.
Auch dazu erwähnt Spitzer ein spannendes Experiment:
Der Hälfte der Schüler zeigte man eine Liste mit Zielen, von welchen sie sich eines aussuchen konnten.
Daraus resultierende Lösungsansätze
Gibt es Auswege, gibt es überhaupt eine Art Heilmittel für diese Patienten?
Ob man so einen Smombie überhaupt wieder rehabilitieren kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Umso länger das schädliche Verhalten betrieben wurde, und umso früher ein Kind damit begonnen hat, desto gravierender werden die Defizite nur schon neurologischer Art sein, da darf man sich keinen Illusionen hingeben.
Jedoch, und das ist die gute Nachricht: Unser Gehirn besitzt enorme Regenerationsfähigkeiten, was man auch z.B. nach manchen Schlaganfällen sieht. Ist ein Areal beschädigt, übernimmt ein anderes. Manche lernen innert kürzester Zeit wieder gehen, oder sprechen,
Einem französischen Mann fehlte übrigens, zur Verblüffung der gesamten Fachwelt, praktisch das gesamte Gehirn, wie sich nach einem Arztbesuch wegen anhaltenden Kopfschmerzen und einer Untersuchung ineinem Röntgentomographen herausstellte. Nur an der Schädeldecke und vor den Augen klebte eine dünne Schicht Hirnmasse. Der Mann war bis anhin jedoch nie auffällig gewesen, arbeitete als Beamter bei einer Behörde und hatte Frau und Kinder.
Doch diese dünne Schicht hatte alle anderen Aufgaben übernommen. Sein Vorteil war, dass er schon so geboren wurde.
Das Gehirn wächst bis etwa 23. Selbstverständlich kann es danach auch noch lernen, jedoch die Grundleitungen sind bis dahin sozusagen gelegt.
Vor allem in der Pubertät macht es noch einmal einen grösseren Wachstumsschub, und weitere wichtige Grundeinstellungen werden sozusagen kalibriert.
Danach wird es ganz schwierig, wird auch während dieser Zeit nichts unternommen, um das schädliche Verhalten zu ändern, meinen viele Neurologen wie Spitzer. Umso später, desto schwieriger ist es, etwas zu lernen, manchmal sogar unmöglich.
Um einen Lösungsansatz zu skizzieren, hier noch einmal eine kurze Repetition, was es ausser körperlichen Faktoren wie gesunder Ernährung zum Lernen braucht.
Essentielle Punkte beim Lernen
Begreifen
Ein Grundstock muss wortwörtlich begriffen werden, gefühlt werden, eine Beziehung dazu aufgebaut werden.
Verknüpfen
Erst nach einem begriffenen Grundstock kann Neues darauf aufgebaut und damit verknüpft werden. Infos ohne Verknüpfungen sind wertlos.
Ziele
Nur durch Wollen bewegt man sich und seine Gedanken. Man will ein Ziel erreichen. Dazu muss man ein Ziel setzen.
Vorfreude
Die Vorfreude, etwas zu entdecken, zu erreichen, und dann ein Glücksgefühl zu
erleben, öffnet die Bereitschaft des Gehirns, Neues zu speichern.
Einstellung
Eine positive Einstellung von sich selbst und den anderen ist immens nützlich.
Persönliche Empfehlungen des Autors
Zeiten für Bildschirmkonsum festlegen
So hart es für manche Erziehungsberechtigten auch klingen mag:
Die Bildschirmzeit sollte so früh wie möglich reguliert werden, wenn das Kind nicht dazu in der Lage ist.
Die Wirtschaft tut alles, damit diese Geräte schwerst süchtig und abhängig machen. Damit erhält sie alle Daten über den User, kann ihn gezielt manipulieren, vorhersagen, überwachen, steuern und zum gewünschten Konsum verführen. Gleichzeitig bietet Geheimdienste von Anfang an viel Geld für diese Daten, kann doch dadurch sämtliches Verhalten gesteuert werden. Durch intime Daten entstehen auch geeignete Druckmittel, um jemanden zu erpressen oder vorauszusehen, wenn jemand der herrschenden Klasse gefährlich zu werden droht.
Alle Bestrebungen der herrschenden politischen Kaste und der Globalen Industrie laufen derzeit darauf hinaus, nur noch eine Meinung zuzulassen und alles andere totalitär zu blockieren oder gar zu verfolgen. Man hackt also sozusagen Menschen, und lenkt sie, ohne, dass sie es merken. Es liegt nicht in der Absicht der Finanzelite, die User möglichst klug zu machen, sondern sie abzulenken und dumm zu halten. Genau das tut ein Smartphone, besonders, wenn es vorher keine natürliche Entwicklung gegeben hat.
Programme/Apps
Es gibt nützliche Programme, wie beispielsweise Google Family Link, mit welchen man das Gerät des Nachwuchses nach einer gewissen Nutzungszeit sperren kann.
Damit könnte man auch den Aufenthalt überwachen und alles sehen, was gegoogelt oder gechattet wurde, - jedoch ein wenig Privatsphäre sollte ab einem gewissen Alter sein. Helikoptereltern, die alles dauerüberwachen müssen, erziehen ihr Kind nicht zu Erwachsenen. Geheimnisse, vor allem in der Pubertät, müssen sein. Auch ein wenig gegenseitiges Vertrauen soll wachsen, und das Pubertier soll das ihm entgegengebrachte vertrauen auch beweisen dürfen, die Gelegenheit dazu haben.
Andere Apps sind eher spielerisch aufgebaut, wie zum Beispiel früher diese Tamagotchis, nur umgekehrt. Hängt man zu lange am Handy, stirbt ein Baum, erzichtet man für 30 Minuten, wird ein Baum gepflanzt: Auf diese Art und Weise agiert die berliner App Forest.
Mit Quality Time oder Rescue Time kann man sich bestimmte Ziele selbst festlegen und gewisse Programme für gewisse Zeiten sperren. Vor allem auch Social Media bauen typisch süchtig machend eine gewisse Spannung auf, nachdem man auf Senden gedrückt hat. Wird man mit Likes belohnt, weicht diese Spannung einem Glücksgefühl, also etwas Ähnliches wie beim Glücksspiel. Kriegt man keine Likes und schreibt niemand zurück, versucht man es dennoch nochmal. Genug haben wird man nie, sondern genau wie der Glücksspieler muss man den Level immer weiter erhöhen, um den Dopaminpegel erneut zu erreichen. Deshalb lohnt es sich manchmal auch schon, die genauen Zeiten, welche man für verschiedene Programme verschwendet, zu analysieren und bei Bedarf nur genau dieses oder jenes Programm zu sperren,
Die harte Methode
Persönlich wäre der Autor aber von Anfang an knallhart, was die Nutzungszeit anbelagt. Er würde ein Handyabo sowieso nur bezahlen, wenn dafür eine entsprechende Gegenleistung gezeigt wird.
Es ist sinnvoll, wenn das Kind schon ganz früh lernt, auf etwas zu warten, und in dieser Zeit das vielleicht anfangs ein wenig unangenehme Gefühl des Verzichts, diese Anspannung zugunsten der Zukunft auszuhalten lernt. Selbstdisziplin ist erwiesenermassen ein Eckpfeiler eines erfolgreichen Lebens.
Bekommt man alles, was man will, zu einfach, macht es keine Freude und man lernt es auch nicht wertzuschätzen.
Die freie Variante
Viel freier wäre, dass man zusammen mit dem Kind versucht, sich auf eine gewisse Anzahl Stunden zu einigen. Diese Zeitlimite versucht dann das Kind, selbstständig einzuhalten. Jedes moderne Smartphone besitzt heutzutage einen Zähler der Nutzungszeit und der Zeit, die man im Netz verbracht aht. Das Kind kann diese Limite bei dieser Variante aber auch überschreiten, es ist seine Entscheidung.
Wichtig ist jedoch: Täglich wird miteinander besprochen, ob das Ziel erreicht wurde, weshalb nicht, was man tun könnte, um die Grenze nächstes Mal nicht zu Überschreiten. Hat es das Ziel erreicht, soll es dafür auch Lob, Anerkennung, oder sogar eine kleine Belohnung ernten. Vielleicht schafft man es nächste Woche sogar auf drei statt auf bier Stunden?
Vorschläge beisteuern, wie man die Zeit anderweitig nutzen könnte
Diese bildschirmfreie Zeit, welche am Anfang bei Süchtigen natürlich nicht ganz problemlos verlaufen wird, gilt es mit Vorschlägen und Ideen auszufüllen, welche sie selbst in den ersten Tagen eher selten haben werden.
Natürlich wird das Pubertier anfänglich aus genannten Gründen überhaupt nichts toll finden, vielleicht schreien, zetern, schmollen, total ausflippen, das ist auch ganz normal bei einer Sucht, darauf muss man sich gefasst machen. Nachdem man ein paar Vorschläge gemacht hat, und sich auch bereit zeigt, wirklich vermehrt Zeit mit seinem Kind zu verbringen, auf es einzugehen, es davon zu überzeugen, dass man es trotz allem immer noch liebt und nicht hasst, wie es wahrscheinlich denkt, kann man immer wieder versuchen, ihm den Grund für die Sperre klarzumachen, ihm aufzuzeigen, dass genau eben diese Aggressionen, nur wegen dieses kleinen Gerätes, das eigentlich gar nie so wichtig sein dürfte, ein Anzeichen einer heftigen Suchterkrankung sind. .Vielleicht benötigt es auch anfänglich ein bisschen Nachdruck, es zu einer Aktivität zu bewegen,
Es darf und wird mit der Zeit auch ruhig selber so eine Freizeitaktivität wählen, die nicht schädlich ist, aber die sollte nicht unbedingt etwas Unangenehmes wie Putzen oder lernen sein, zu dem man es jetzt verdonnert, denn in diesem Zustand wird es alles, wozu es jetzt gezwungen wird, mit seinem Hass verknüpfen und in späteren Zeiten putzen oder lernen genau mit diesen unguten Gefühlen verknüpfen, und diese Tätigkeiten damit erst recht vermeiden wollen.
Raus!
Um die Aggressionen abzubauen, wäre vielleicht ein Spaziergang in der Natur gut, oder auch ein reales Treffen mit Kameraden; schlicht jede unschädliche oder weniger schädliche Handlung als die Sucht selbst ist ein Fortschritt. Noch besser, wenn sie entspannt und auch langfristig Freude macht, natürlich.
Persönlich würde der Autor vielleicht auch den Kontakt zu anderen Eltern aus dem Freundeskreis suchen und versuchen, sie zu überzeugen, das Gleiche bei ihrem Jugendlichen zu tun, wenn dasselbe Problem besteht. Umso mehr es sind, desto einfach wird es, denn geteiltes Leid ist halbes Leid. Sie denken dann auch weniger daran, dass sie wichtige Nachrichten ihrer Kollegen verpassen könnten, denn die haben ja auch Sperrzeit.
Erklären der Beweggründe
Selbstverständlich sollte man immer und immer wieder erklären, warum man das tut, jedoch erfahrungsgemäss wird das anfänglich nicht verstanden.
Es wird anfänglich wahrscheinlich bei allen Vorschlägen oder Ideen, Gesprächsversuchen, wie schon beschrieben, nur noch trotzen:
«Nein, keine Lust, lass mich in Ruhe».
Es wird in manchen Fällen mit Sicherheit zu einer Eskalation kommen, die man aber nicht noch weiter eskalieren lassen sollte, um unbedingt zu zeigen, dass man stärker ist. Sondern in der Sache, Handysperrzeiten, konsequent bleiben und anfänglich nur etwas, oder nur kleine Einschränkungen ruhig und bestimmt, jedoch in aller Liebe durchsetzen. Auch, wenn ein Jugendlicher etwas nicht im selben Moment tut, das man verlangt, kann man sich selbst auch in ruhiger, beharrlicher Geduld üben, bis er es dann trotzdem macht. Selbst auszuflippen oder einfach Nachzugeben verschlimmert die Lage. Natürlich kann man in seltenen Fällen ein Auge zudrücken und Gnade vor Recht walten lassen, jedoch wird man jegliche Kontrolle und Autorität verlieren, wenn man das zu häufig macht. Vor allem bei bestimmten, wirklich wichtigen Themen wie einer äusserst schädlichen Sucht ist äusserste Konsequenz, aber auch ein langer Atem gefragt.
Da es sich bei abgelöschten Smombies nach Laien-Meinung des Autors ausser der Sucht, welche der Betroffene erst einmal verstehen und sich eingestehen muss, um eine spezielle Art von Depression handelt, da ja nichts mehr Spass macht, da jegliche Lebensfreude wie ausgesaugt ist, könnten die üblichen Therapiemethoden dafür auch sehr nützlich sein.
Viele kleine Schritte führen auch zum Ziel
Das Kind hat kein einziges Ziel mehr. Es will nichts mehr, oder es weiss gar nicht, was es wollen könnte, da es ja alles im Internet hatte, was sein Belohnungszentrum aktiviert hat. Stärkere Kicks sind kaum mehr möglich.
Darum gilt es, ihm nach einiger Zeit, wenn es selbst keines findet, ein winziges Ziel zu setzen, das er sicher erreichen kann und ihn dafür zu loben, ihn mit Mimik und Gestik zu belohnen, auch wenn es keine grosse Leistung war. Für ihn war es eine.
Zum Beispiel: Wenn Du jetzt eine halbe Stunde nach draussen gehst und alleine oder mit mir spazieren gehst, würde ich heute Abend ausnahmsweise dein Lieblingsessen statt den Blattspinat machen.
Mit der Zeit kann man diese Ziele steigern.
Oder: auch Rituale: «Jeden Abend um sieben liest Du mir eine Seite aus einem Buch deiner Wahl vor.», «Jeden morgen machen wir gemeinsam dein Bett, bis du es selbst machst.»
Um Hilfe bitten, Verantwortung in kleinen Dosen übertragen
Auch gute Erfahrungen wurden berichtet, wenn man das Kind um Hilfe bittet. Egal, wofür, Hauptsache, es kann die Aufgabenstellung lösen, fühlt sich gebraucht, ernstgenommen und er erhält dafür Lob, vielleicht ein liebes Lächeln, spürt die Dankbarkeit. Ist es ein älterer Junge, kann man ihn zum Beispiel auch fragen, ob er dieses oder jenes reparieren kann.
Auch wird er Freude haben, wenn man ihn fragt, weil er so kräftig ist, etwas Schweres zu tragen, weil man es selbst momentan nicht schaffe.
Das geht natürlich auch bei Teenie-Girls, doch vielleicht bittet man es eher, bei einer Stil-Frage mitzuhelfen. Oder einmal mit dem kleineren Bruder zu sprechen, weil man nicht an ihn rankomme.
Auch als gute Methode hat sich ab einem gewissen Alter die selbstständige Menüplanung inklusive kochen herausgestellt. Anfänglich muss man sicher ein wenig daran erinnern, dass ohne den Einkauf sonst die ganze restliche Familie halt nichts zu essen hat. Selbstverständlich kann man jeden Handgriff beim Kochen vorzeigen, doch viel spannender ist es, nur bei absoluten Notsituationen ungefragt Tipps zu geben. Wird der Koch/die Köchin gelobt, werden immer neue Rezepte ausprobiert werden wollen, die vielleicht manchmal recht ungewohnt sind, aber auch jede Menge Spass und einen grossen Lernfaktor mit sich bringen. Natürlich dürfen auch Kochbücher benutzt werden, jedoch das Gefühl, eine Gericht selbst erfunden oder herausgefunden zu haben, das auch noch allen schmeckt, ist unbezahlbar.
Wertschätzung
Jeder Mensch braucht Respekt, Anerkennung, will zur Gruppe dazugehören und sehnt sich nach Geborgenheit, Sicherheit, Streicheleinheiten und Liebe.
Schaffen sie es, ihr Kind oder ihren Teenie zu halten oder zu streicheln, werden sich seine Stresshormone auch abflachen.
Urvertrauen
Nach Meinung des Autors entstehen übrigens beinahe alle psychischen Probleme und Suchterkrankungen in den ersten 15 Monaten nach der Geburt, weil dem Neugeborenen zu wenig Aufmerksamkeit zuteil wird oder es nur Liebe erfährt, wenn es dieses oder jenes erwünschte Verhalten zeigt. Erfährt es keine Zuwendung mehr, wenn es schreit oder sonst etwas Unerwünschtes tut, fehlt ihm danach das gesamte Leben lang das Urvertrauen, dieses Geborgenheitsgefühl. Damit entsteht eine innere Leere, die leider kaum durch etwas anderes mehr aufgefüllt werden kann.
1https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wissen/mensch/2154038-Im-Mutterleib-steuert-der-Embryo-die-Vorgaenge.html
2https://www.thieme.de/de/psychiatrie-psychotherapie-psychosomatik/stress-mutterleib-89260.htm
3https://www.youtube.com/watch?v=NR-KPZEL3Aw
4https://www.sciencemediacenter.de/alle-angebote/research-in-context/details/news/gestoerte-erstbesiedelung-des-darmmikrobioms-nach-kaiserschnitt/
5https://www.mybioma.com/de/dein-darm
6https://www.foryouehealth.de/gesund-leben-blog/bakteriengesteuertes-verhalten.html
7https://www.aptaclub.ch/baby/fruehchen.html
8https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/waisenkinderversuche/16645
9https://www.nzz.ch/article9YRDM-ld.323119
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