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Beitrag: Blog2_Post

Gevatter Tod verschmäht mich

Ich habe jetzt jahrelang alles getan, um mein Ableben zu beschleunigen, ohne in ungeweihter Erde ausserhalb des Friedhofs begraben zu werden. Jetzt weiss ich nicht mehr weiter. Ich hab unüberlegt und ohne Zögern Hände geschüttelt, zahllose Menschen umarmt, darunter sicher auch Dissidenten, mich ungeschützt Aerosolen ausgesetzt, täglich den Detailhändler aufgesucht, um mich noch mehr Aerosolen auszusetzen, von früh bis spät, Tag für Tag Alkohol in rauen Mengen zu mir genommen und so viel Tabak geraucht, dass andere Naturen schon vom Zusehen Lungenkrebs gekriegt hätten. Ich weiss nicht mehr weiter. Langsam habe ich Angst, dass sogar die Pistole an meiner Schläfe in ihre Einzelteile zerfällt, wenn ich dieser physischen Existenz ein Ende bereiten will, was ich der ungeweihten Erde halber natürlich sowieso nicht in Erwägung ziehe. Was kann ich noch tun? Muss ich Kanalratten fischen und roh verspeisen, um endlich in den Genuss dieser gegenwärtigen Pest zu kommen?


(publiziert in: Gianni della Scala: Irgendwo schrie ein Baby. Summer Edition der unautorisierten Fortsetzung von Hans von der Leiters «I would prefer not to.», ISBN-13: 979-8526157247)

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